5 Morgenrituale für mehr Struktur und Stabilität

5 Morgenrituale für mehr Struktur und Stabilität

Ein Gastbeitrag von Julia Kannewischer

Wie ätherische Öle, Bewegung und Meditation dein Leben bereichern


Die Zeit, die ich mir morgens für meine „Rituale“ nehme, ist mir heilig (deswegen auch das Wort „Rituale“ statt „Routinen“) und gehört schon sehr lange zu meinem Alltag. Als ich damit anfing, habe ich noch nicht einmal Yoga gemacht, beziehungsweise gelebt. Seither haben sich die Rituale verändert, angepasst und zu der Form entwickelt, in welcher ich sie dir hier vorstelle.



Verbindung und Ausrichtung

Wir Menschen sind ständig im Wandel, daher dürfen wir uns auch erlauben, dass sich unsere (Yoga-) Praxis verändert: Je nachdem, was gerade gebraucht wird, sodass sie uns optimal unterstützen kann. Grundsätzlich geht es mir persönlich in meinen Morgenritualen um Folgendes: Verbindung (mit dem Selbst) und Ausrichtung (physisch, mental, emotional sowie spirituell) herzustellen, denn wer mit seiner Innenwelt in Verbindung steht, kann leichter und vor allen Dingen bewusster mit der Außenwelt in Verbindung treten.


Die Rituale geben mir Halt und sind eine Konstante in unsichereren Phasen. Sie sorgen dafür, dass ich mit Struktur und Stabilität in den Tag starte, egal wo ich bin oder wie es mir gerade geht. Das hat mich schon öfters aufgefangen.


Es geht also besonders darum, Rituale zu finden, die dich dabei unterstützen, dich für den Tag auszurichten und ebenjenen zentrierter anzugehen. Insofern sollen meine Rituale dir als Inspiration dienen, sodass du selbst herausfinden kannst, was für dich gut funktioniert.


Alle meine Rituale sind für mich Teil meiner Yogapraxis.


Morgenritual #1: Ölziehen + Zungenkratzen


Ölziehen gehört seit über zehn Jahren zu meiner Morgenroutine. Später kam auch das Zungenkratzen dazu.

Beim Ölziehen spült man sich den Mund mit Öl aus, beziehungsweise zieht sich das Öl durch die Zähne. Ich verwende als Basis Kokosöl; man könnte aber auch Sesamöl oder ein anderes Öl nutzen. Kokosöl eignet sich wegen des Geschmackes gut und wirkt außerdem antibakteriell.

Seit ich ätherische Öle in mein gesamtes Leben integriert habe, kreiere ich eine Ölzieh-Mischung aus Kokosöl, Pfefferminzöl, Nelkenöl, Zitronengras und einem Zitrusöl. Diese ätherischen Öle intensivieren die Effizienz des Ölziehens, da sie zusätzliche antibakterielle und reinigende Eigenschaften haben. Die Öle ziehen schlechte Bakterien und Giftstoffe aus dem Mund und binden sie. Daher ist es sehr wichtig, diese nach dem Spülen wieder auszuspucken (am besten in den Abfall) und den Mund anschließend mit Wasser nachzuspülen. Anschliessend kannst du mit einem Zungenkratzer deine Zunge säubern.

Die Wissenschaft ist sich bis dato noch nicht einig darüber, ob die ursprünglich ayurvedische Praxis des Ölziehens tatsächlich positive Effekte auf die Zahngesundheit sowie auf die ganzheitliche Entgiftung des Körpers hat. Tatsächlich kann ich aber aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ich mich danach immer erfrischter, gereinigt und besser fühle, meine Zähne laut Dentalhygienikerin in sehr gutem Zustand sind und mein empfindlicher Zahnschmelz sich dadurch gestärkt anfühlt. Die ätherischen Öle machen die Prozedur nicht nur wohlschmeckend und -riechend, sondern wecken auch den Geist, unterstützen meinem Empfinden nach das Immunsystem und klären den Kopf.

Optimal zieht man das Öl 1-5 oder sogar 10-20 Minuten durch die Zähne. Anfangs ist das zugegebenermaßen ziemlich anstrengend. Ich persönlich bewahre die vorbereitete Mischung auf meinem Nachttisch auf. Sobald ich aufwache, greife ich zum Öl und beginne mein Morgenritual schon im Liegen. Dann stehe ich langsam auf und setze Wasser auf. Außerdem schmiere ich mir während des Ölziehens ätherisches Oregano-Öl auf den Bauch, denn das hilft den Verdauungsorganen beim Start in den Tag, und verteile Basilikum zusammen mit Rosmarin auf die Nierengegend , denn das unterstützt die Nieren und die Nebennieren, sprich die gesamte Nierenenergie, jeweils mit etwas Oliven- oder Sesamöl. Da kommen dann schnell 10 Minuten Ölziehen zusammen.


Morgenritual #2: Hydration

Morgens Zitronenwasser und anschließend Grüntee zu trinken, ist ebenfalls eine Gewohnheit, die ich seit einer guten Dekade pflege. Früher habe ich dafür Zitronen ausgepresst und teilweise noch andere Sachen hinzugefügt, inzwischen halte ich es lieber simpel und füge einem großen Glas mit lauwarmem Wasser ein bis zwei Tropfen ätherisches Zitronenöl hinzu. Da ich nicht mehr kiloweise Zitronen schleppen muss und auch nicht stundenlang mit dem Auspressen beschäftigt bin, ist der Aufwand viel geringer. Außerdem ist diese Variante weniger aggressiv für die Zähne.
Dank dieses Rituals habe ich es mir angewöhnt, morgens mehr Wasser zu trinken: Das sorgt für einen hydrierten Start in den Tag. Sowohl Zitronenwasser wie auch Grüntee wirken außerdem reinigend auf den Körper.

Bei der Verwendung von ätherischem Zitronenöl ist es wichtig, auf dessen Qualität und Reinheit zu achten. Das Öl, welches aus den Schalen von Zitronen gewonnen wird, wirkt nicht nur reinigend (unterstützt Nieren, Blase, Leber und Immunsystem) und antioxidativ auf den Körper, sondern durch den erfrischenden Geruch auch erhebend auf den Geist und belebend auf das Gemüt.




Morgenritual #3: Selbstreflektion

Während ich Zitronenwasser und Grüntee trinke, schreibe ich. Und zwar für mindestens eine Stunde. Seit ungefähr fünf Jahren nutze ich dafür ein Tagebuch zum Ausfüllen, welches für jeden Tag eine Seite vorsieht und mich ziemlich effizient zu einer kurzen Selbstreflektion einlädt. In der Regel fängt es mit meiner Reflexion zur Dankbarkeit an („Heute bin ich dankbar für…“). Daraufhin notiere ich meine Intentionen für den Tag.

In den vergangenen drei Jahren habe ich angefangen, danach zusätzlich frei zu schreiben (im Stil der „morning pages“ von Julia Cameron). Es geht dabei hauptsächlich darum, alles aufzuschreiben, was gerade präsent ist und hochkommt, ohne dabei auf Rechtschreibung oder fertige Sätze zu achten. Vielmehr sollen die Gedanken einfach zu Papier gebracht werden, um dadurch Klarheit zu schaffen – eine Art Reinigung des Geistes.

Drei Anregungen zur Reflektion, die immer passen:

• Dafür bin ich heute dankbar*:

• Das möchte ich gerne loslassen:

• Das möchte ich gerne einladen:


*Bemerkung zur Dankbarkeit: Das Gefühl der Dankbarkeit hat eine der höchsten Frequenzen. Tatsächlich ist es nicht so wichtig, wofür du dankbar bist, um dich auf diese Schwingung zu bringen, sondern dass du dankbar bist. Das können auch alltägliche Sachen sein, wie „Danke, dass ich ein Zuhause habe“.



Morgenritual #4: Atmung und Meditation

Meistens fange ich meine Meditation mit einem ätherischen Öl, beziehungsweise einer Öl-Mischung an: „Clary Calm“ enthält Muskatellersalbeiblüten, Lavendelblüten, Bergamottenschale und weitere Öle und bringt mich ziemlich schnell zu mir selbst. Ich gebe etwas davon in meine Hände und inhaliere die Mischung anschließend direkt von den Händen, solange ich es brauche. Dann gehe ich fließend in eine tiefe, langsame Atmung oder ein paar Atemübungen über und finde mich schließlich in der Meditation. Diese dauert so lange, wie sie eben dauert. Meine Meditationspraxis ist mittlerweile so sehr Teil meiner Routine, dass ich mich davon befreien konnte, es so machen zu müssen, wie es im Buche steht oder es irgendwer für richtig hält. So sitze ich meistens im Bett, an die Wand gelehnt und brauche manchmal fünf, manchmal vierzig Minuten dafür. Beides ist gleichwertig.


Morgenritual #5: Bewegung


Auch meine Bewegungspraxis kommt aus einer tiefen, langsamen Atmung heraus, die ich mit langsamer Bewegung koordiniere.

Ich praktiziere seit gut zehn Jahren Yoga und was ich an mir beobachten kann, ist, dass meine Praxis simpler geworden ist und die grundlegendsten Positionen und Bewegungen auch die wirkungsvollsten sind. Hauptsächlich geht es darum, mit meinem Körper in Verbindung zu treten, mich auszurichten und in mir komfortabel zu fühlen.

Wie lange und intensiv die Bewegungspraxis ist, hängt davon ab, wie es meinem Körper geht und wie der Tag aussieht. Auch hier lege ich dir ans Herz, herauszufinden, was für dich passt und sich an dem jeweiligen Tag gut anfühlt.

Zu guter Letzt noch ein genereller Tipp: Lass das Handy bis nach deinen Morgenritualen aus oder schalte es auf Flugmodus, sodass du zuerst mit dir selbst eincheckst, bevor du mit Nachrichten von außen konfrontiert wirst.





Julia Kannewischer

„Bewegung ist mir eine Sprache, durch welche ich mich ausdrücke.“ Julia Kannewischer ist zeitgenössische Tänzerin und Yogalehrerin. Bereits im frühen Kindesalter hat sie angefangen, zu tanzen. Seither spielt die Bewegung und deren Studium eine zentrale Rolle in ihrem Leben, was auch zur Entscheidung geführt hat, Tänzerin zu werden. Während ihrer Tanzausbildung hat Julia Yoga für sich entdeckt und praktiziert nun seit zehn Jahren täglich. Seit 2017 unterrichtet sie auch selbst Yoga. „Mein Unterricht basiert auf der Frage ‘Welche Praxis braucht der zeitgenössische Mensch, wie kann das Individuum im heutigen Leben unterstützt werden?’“ Tanz und Yoga ergänzen sich im Leben der Schweizerin gegenseitig, haben Einfluss aufeinander und sind in Kombination auch die Grundlage, auf welcher ihre momentane künstlerische Praxis PROJECT EPHEMERIS basiert: einer täglichen Mischung aus Poesie und Videoperformance.

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